Wo auch immer zwei oder mehr Menschen aufeinandertreffen, stehen sie einander meist nie auf Augenhöhe gegenüber, sondern nehmen einen unterschiedlichen situativen Status ein. Daraus ergeben sich subtil und unausweichlich Rangeleien um Positionen, Interessen und situative Macht. Mal führt in einer Diskussion die eine und mal der andere Partner. Diese Phänomene in Verhandlungen oder Meetings zu erkennen, konkret zu erleben und bewusst steuern zu können, ist eine der zentralen Herausforderungen und Kompetenzen in der Kommunikation nicht nur von Führungskräften.

Präsenztrainings für Führungskräfte stehen für diese und andere Themen am Markt bereits zur Verfügung. Wie sieht es aber in der Welt der virtuellen Teams aus? Gerade online unterstützte Kommunikation wird im Zuge der Digitalisierung, Internationalisierung und Agilisierung immer relevanter.

Wie zeigen sich Statusspiele in der Kommunikation also in Online-Meetings oder in Verhandlungen in virtuellen Umgebungen wie Skype? Was ist dabei zu beachten, und wie kann man Trainings für Führungskräfte auch insgesamt flexibel, ortsunabhängig und situativ in Arbeitskontexte einbauen? Das waren die zentralen Fragen.

Die Online-Workshops

In mehreren Test-Sitzungen wurden verschiedene Settings mit bis zu 8 Teilnehmenden durchgespielt, die an verschiedenen Orten zwischen Berlin und Stuttgart, Aachen und Hamburg saßen.

Einige der Teilnehmenden hatten bereits Erfahrungen mit dem Thema Statusspiele, einige nicht. Bei etwa der Hälfte der Teilnehmenden herrschte eine gewisse Skepsis dem Medium gegenüber vor.

Die Workshops wurde von uns als Tandem in den den Rollen „Trainer“ und „Moderator“ durchgeführt. Letztere hatte die Aufgabe, bei technischen Problemen zur Seite zu stehen, falls ein Teilnehmer zum Beispiel nicht in den Raum findet.

Durchgeführt wurden die Workshops mit dem Werkzeug „Zoom“. Sie waren analog eines typischen Präsenztrainings konzipiert, jedoch auf ca. 90 Minuten begrenzt. Der Ablauf wird wie folgt skizziert:

  1. Technischer Check-In
  2. Kurze Vorstellungsrunde sowie Erwartungsabfrage
  3. Einführung in den Begriff des „situativen Status“ sowie erste Übungen dazu, welche körperlichen oder stimmlichen Signale in Videokonferenzen relevant werden, da hier zumeist Oberkörper, Mimik und Stimmlage im Fokus stehen.
  4. Durchspielen von verschiedenen ad hoc Situationen, in denen eine Gruppe Statussignale ausspielen sollte und eine Beobachtergruppe, die Wirkung und die gruppendynamischen Implikationen erkennen sollten. Die Auswertung erfolgte sowohl auf der individuellen Ebene der Kompetenzen, als auch auf der Ebene der gruppendynamischen Muster, individuellen Strategien und deren Auswirkungen auf die Beziehung
  5. Am Ende wurde eine kurze Feedbackrunde durchgeführt.

Welche Schlüsse sind aus den „Schnupperworkshops“ zu ziehen?

  • Insgesamt stellt sich das verwendete Online-Werkzeug „Zoom“ als robust und einfach im Handling dar. Sicherlich sind andere marktgängige Werkzeuge wie zum Beispiel Microsoft Teams ähnlich nutzbar.  
  • Videokamera und Mikrofon (im Laptop oder als Headset) sind selbstverständlich Voraussetzung, wobei ein externes Headset oder zumindest ein Kopfhörer empfehlenswert sind.
  • Gängige Videokonferenzsysteme bieten auch die Möglichkeit per Telefon teilzunehmen, was im vorliegenden Fall nicht nötig wurde. Auch die Einbindung von erklärenden Powerpoint-Slides oder Word-Dokumenten wäre technisch möglich gewesen, wurde aber in den Testläufen nicht genutzt.

Soweit zum technischen Teil, der zu wenig Störungen führte, auch wenn nicht alle Teilnehmenden technisch versiert waren. Was lehrt uns die didaktische Praxis?

  • Alle Teilnehmenden betrachteten, trotz anfänglicher Skepsis einiger, die 90 Min. Sessions als ebenso lernwirksam wie amüsant. Es konnte ein hoher Kontakt trotz der räumlichen Distanz und der „Virtualität“ hergestellt werden.
  • Längere Sessions als 90 Min. erschienen nicht sinnvoll, da danach die Konzentration deutlich nachlässt.
  • Die Obergrenze der Teilnehmenden sehen wird bei maximal 10 TN. Darüber hinaus wird die Kommunikation zu komplex und die Übertragungsrate je nach Anbindung zu schwach.
  • Die Arbeit mit zwei Moderator*innen ist ratsam, die jedoch an verschiedenen Orten sitzen können, wenn sie gut eingespielt sind.

Die Online-Trainings ließen verschiedene, didaktische Settings zu, die teils sogar Vorteile gegenüber Präsenzveranstaltungen boten:

  • Die Beobachtenden konnten in Ton und/oder Bild „ausgeschaltet“ werden.
  • Über die integrierte Chatfunktion wurden ad hoc Anweisungen und vertrauliches, situatives Feedback möglich. Die Sitzungen bzw. einzelne Sequenzen konnten völlig unproblematisch per integriertem Video aufgezeichnet und später ausgewertet bzw. an die TN versendet werden.

Insgesamt sehen wir gerade für Lerngruppen, die an verschiedenen Orten sitzen und den Aufwand einer Anreise sparen oder ein erfahrungsbasiertes Lernen zeitsparend in den Arbeitstag eines Home-Office integrieren wollen, in Online-Workshops eine gute Alternative.

structura bietet dazu weiterhin Online - Schnupperworkshops an.
Falls Sie „Statusspiele Online“ ausprobieren wollen, nehmen Sie Kontakt zu uns auf.

Ein Beitrag von Sarah Bansemer & Dr. Hans-Christian Lippmann